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Bericht von Pauline aus Posadas

Freiwilligendienst im Mädchenheim „Santa Teresita del Niño Jesús“

Hallo ihr Lieben,

ich bin Paula, 19 Jahre alt und war Anfang des Jahres 2016 zwei Monate in Posadas im Mädchenheim Santa Teresita – leider definitiv viel zu kurz.

Aber ich möchte mal vorne anfangen:

Mich hat es nach meinem Abitur in die große weite Welt hinaus gezogen und meine Wahl fiel auf Südamerika – was eine goldrichtige Entscheidung war.

Nach einigen Vorbereitungen ging es dann Anfang November 2015 los auf meine große Reise – das erste Mal ganz alleine – das erste Mal so weit weg von zu Hause – bepackt mit einem riesigen Backpack, den wenigen Spanischkenntnissen aus zwei Unterrichtsjahren und einer Menge Aufregung.

Zunächst hieß es für mich: ‚‚Bienvenido a Chile’’, wo ich die ersten vier Monate meines halbjährigen Auslandsaufenthalts verbracht habe.

Dort nutzte ich die Zeit zunächst einmal, um mein Spanisch aufzubessern und besuchte für drei Wochen eine Sprachschule, was zu empfehlen, aber nicht notwendig ist.

Danach habe ich meine Freiwilligenarbeit, in einem von mir selbstorganisierten Projekt, aufgenommen. Land und Leute bereist und kennengelernt – und ich kann euch sagen, Südamerikaner sind die offensten, liebenswürdigsten, entspanntesten Menschen, denen ich jemals begegnen durfte. Ob in Höhen oder Tiefen, ob an Weihnachten oder Silvester, ob auf der Straße oder an der Supermarktkasse. Sie sind interessiert, aufgeschlossen und schließen einen direkt ins Herz.

Aber ich warne euch schon mal, man fällt als Europäerin auf. Also lasst euch nicht zu leicht von der charmanten Art einwickeln 😉

Aber worum es hier in diesem Bericht ja eigentlich geht, ist der zweite Teil meines sechsmonatigen Abenteuers.

Nach meiner aufregenden Zeit in Chile, konnte es nur schlechter werden, DACHTE ICH. ICH DACHTE, das ist nicht mehr zu toppen. Aber ich habe mich geirrt!  Ende Februar traf ich mich in Buenos Aires mit der anderen Freiwilligen, Pia, die zur gleichen Zeit wie ich im Heim anfangen würde. Wir kamen gemeinsam in Posadas an, wo wir von einer der beiden Heimleiterinnen empfangen wurden. Die Mädchen waren noch in den Sommerferien und würden erst in den nächsten Tagen eintrudeln. Die ersten Tage alleine im Heim nutzten wir, um unsere Zimmer zu beziehen, jeder von uns hatte sein eigenes kleines Reich und wir teilten uns ein gemeinsames Bad, die Gegend zu erkunden und erste Kontakte zu knüpfen. Typische Anfangsschwierigkeiten, wie sprachliche Unsicherheiten oder argentinische, für uns ungewöhnliche Angewohnheiten, lösten sich im Laufe der Zeit in Luft auf, allerdings dauert dies auch seine Zeit und ich hatte an manchen Ecken mit mir zu kämpfen, aber das ist ganz normal.

Der Alltag hier in Posadas war einfach gestrickt. Wir, als Freiwillige, hatten viele Freiheiten und die Möglichkeit unsere Zeit selber einzuteilen und zu gestalten. Man hat zu Anfang keine festen Zeiten, in denen man arbeiten muss, und auch keine vorgeschriebenen Aufgaben. Für mich war das anfangs eine Herausforderung, weil es ein bisschen dauerte bis ich meinen Platz im Heim gefunden habe und wusste an welchen Stellen ich gebraucht werde. Deshalb nochmal ganz wichtig, nehmt euch die Zeit um anzukommen. Die Mädchen helfen euch dabei! Sie sind super neugierig, aufgeschlossen und interessiert und möchten gerne was mit euch machen. Lasst euch darauf ein! Auch bei Spanischschwierigkeiten helfen die Älteren gerne, also lasst euch durch sprachliche Unsicherheiten nicht vom Reden abschrecken.

Nach den ersten zwei/ drei Wochen trudelt dann der Alltag im Heim ein, man hilft den Kleinen, die nachmittags in die Schule gehen, beim Duschen um 11 Uhr, und den etwas Älteren abends um 21 Uhr. Dann sucht man sich die Lücken im Tagesplan der Mädchen, in denen man AGs jeder Art anbieten kann. So stellt man sich einen eigenen Wochenplan auf. Ich habe den Mädchen Deutschunterricht erteilt, immer in Gruppen von maximal drei Mädchen, zum Teil auch Einzelunterricht. Es war super schön zu sehen, wie die Mädchen darin aufgegangen sind und angefangen haben mich auf Deutsch zu begrüßen. Und keine Sorge, vergessen kann man diese Stunden nicht, die Mädchen wissen ganz genau wann sie dran sind!

Außerdem haben Pia und ich gemeinsam eine Bastel- und Kreativ-AG angeboten, in der wir jede Woche ein anderes Projekt in Angriff genommen haben. Wir haben Traumfänger gebastelt, Osterdekoration wie Girlanden gebastelt und Ostereier ausgeblasen und bemalt, eine Geburtstagskalender erstellt, in dem jedes Mädchen seine eigene Seite gestalten durfte, und Jutebeutel mit bunten Motiven verziert, sodass am Ende fast alle der 60 Mädchen mit ihrem eigenen Beutel durch das Heim stolziert sind.

Neben dem Deutschunterricht und der Bastel-AG, haben wir wöchentlich noch eine Filmnacht organisiert, wo wir immer mit einem Teil der Mädchen gemeinsam einen Film vor dem Schlafengehen geguckt haben.

Natürlich macht man auch so zwischendurch sehr viel mit den Mädchen. Ich habe viel gepuzzelt, Memory gespielt, draußen im Hof rumgealbert und bin Springseil gesprungen. Meistens sind ein Paar Mädels da, die man sich schnappen kann, um etwas zu unternehmen. So sind wir zum Beispiel auch mit kleinen Gruppen raus gegangen, um Materialien für das nächste Projekt zu besorgen.

Aber auch ohne unsere Freizeitangebote haben die Mädchen viel zu tun, neben Schule, haben sie Nachhilfe, Folklore (traditioneller argentinischer Tanz), Selbstverteidigung oder auch Holzarbeiten, woran man als Freiwilliger natürlich auch gerne dran teilnehmen kann.
Was auch eine gute Beschäftigung für Zwischendurch war und den Mädchen auch richtig viel Spaß gemacht hat, war der Cup-Song. Eine spezielle Bewegungsreihenfolge mit einem Plastikbecher und dem dazugehörigen Lied. Irgendwann waren einzelne sogar soweit, dass sie singen und dabei den Becher im Rhythmus bewegen konnten.

Das soweit zu meinem Alltag in Posadas im Mädchenheim.

Ich kann euch sagen, diese zwei Monate waren eine der wertvollsten Erfahrungen, die ich mir für mein Leben wünschen konnte. Ich habe die Mädchen so sehr ins Herz geschlossen und auch die argentinische Lebensweise lieben gelernt. Natürlich darf man die sozialen Hintergründe der Mädchen nicht vergessen. Viele von ihnen haben definitiv in ihren jungen Jahren schon wesentlich mehr mitgemacht als wir in unserem ganzen Leben erfahren werden. Und trotzdem ist es so schön zu sehen, wie glücklich sie sind und wie einfach wir, als Freiwilligen, ihr Leben für eine gewisse Zeit noch ein wenig schöner machen können, indem wir uns ein bisschen Zeit für sie nehmen.

Aber einen Tipp habe ich: Nehmt euch mehr Zeit, unter drei Monaten solltet ihr nicht anfangen. Als ich gehen musste, war ich gerade erst seit ein paar Wochen richtig angekommen und der Abschied fiel den Mädchen und mir sehr schwer.

Ich würde es immer wieder machen und rate euch, auch so einen Schritt zu wagen.

Eine Sache noch, versucht nicht in eurer Zeit, das Leben der Mädchen grundsätzlich zu verändern, ich schätze leider, dass ihr in diesem Fall nur enttäuscht werden würdet, aber versucht ihnen eine unvergessliche und schöne Zeit mit euch zu schenken!

Ich bin gespannt auf eure Geschichten! 🙂

Eckdaten

Ort: Posadas / Provinz Misiones
Jahr: 2016
Dauer: 2 Monate
Freiwillige: Pauline Kowatz