Bericht von Melina aus Posadas

Freiwilligendienst im im Mädchenheim "Santa Teresita del Niño Jesus"

Hola! Como estas?

Dieses Wort der Begrüßung ist eines der ersten von vielen, die ich in meinen 3 Monaten Argentinien lernen durfte.

Abgesehen von der neuen Sprache durfte ich auch sonst ganz viele Dinge sehen und lernen.

Als ich an meinem ersten Tag angekommen bin in Posadas wurde ich von Monika und Nora begrüßt. Die beiden Heimleiterinnen haben mich mit offenen Armen und einem strahlenden Lächeln empfangen. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass dieses Heim ein warmer und liebevoller Ort sein muss. Das hat sich in den folgenden Monaten mehr als bestätigt.

Die Mitarbeiterinnen haben mir gezeigt, wie man mit wenig viel bewirken kann.

Für den „Dia de la Primavera“ (Tag des Frühlings) hat sich das ganze Heim in 3 Gruppen aufgeteilt und einen Wettbewerb veranstaltet. In diesem Wettbewerb ging es darum, wer am besten dekoriert und oder ein positives Erlebnis für die anderen schafft. Alle haben mitgemacht, von der kleinsten 6-jährigen Pia bis mit zu der ältesten 63-jährigen Köchin Elsa. Als der Tag des Frühlings dann auch wirklich da war, war das ganze Heim mit Blumen, Herzen, schönen Sprüchen, Girlanden, Schmetterlingen, viel Farbe und viel Liebe dekoriert… Am Nachmittag haben wir alle zusammen Kuchen gegessen, den Elsa für uns gebacken hat. Dazu haben die Mädchen Musik laufen lassen und mir das Tanzen beigebracht.

Leider gab es nicht nur die positiven Erlebnisse. Die Spannungen in der Politik und vom Staat habe ich täglich mitbekommen, sei dies beim Einkaufen oder bei Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen. Sogar bei den Mädchen war es immer wieder ein Thema.

Es gab aber ein bestimmtes Erlebnis, welches mich sehr zum Nachdenken gebracht hat.

An einem Freitagmorgen habe ich mich, wie gewohnt, an den Tisch mit den Mädchen gesetzt und mich mit ihnen unterhalten. Mir ist aufgefallen, dass es sehr wenige waren und ich fragte, wo denn die anderen seien. Da hat mir eine von ihnen erzählt, dass in der letzten Nacht ein Attentat auf die Ex-Präsidentin Cristina Kirchner stattgefunden hat. Ihr sei aber nichts passiert. Mich hat natürlich gewundert, was das mit den wenigen Mädchen zu tun hat. Darauf kam die Antwort, dass der Tag zu einem Feiertag ausgerufen worden ist und jetzt die große Mehrheit der Leute frei hat. Und dass die Karte zur Verwendung des Öffentlichen Verkehres für die schulpflichtigen Kinder nicht funktioniert, da sie auch keine Schule hätten.

Einmal sollte ich etwas Gries für die Küche einkaufen und hatte mir extra die Verapckung mitgenommen. Der Preis war von $70 auf $370 Peso gestiegen – ein kleiner Eindruck, was die Inflation im Alltag ausmacht.

Für die Zeit im Heim in Posadas bin ich unglaublich dankbar. Ich habe nicht nur etwas für die Mädchen tun dürfen, ich durfte auch ganz wichtige Dinge für mich lernen. Noch nie in meinem Leben war ich so dankbar für meine Familie, einen funktionierenden Staat und noch vieles mehr.

Ich durfte hier den Wert eines Lächelns, einer warmen Umarmung, einer Mahlzeit und einer warmen Dusche lernen.

Dies Ermöglicht ihr! Ohne die Spenden wäre dies nicht alles möglich.

Hoffentlich konnte ich euch einen kleinen Einblick in die Zeit geben, die ich in Posadas verbringen durfte.

Melina

Eckdaten

Ort:Posadas / Provinz Misiones 
Jahr:2022
Dauer:3 Monate
Freiwillige:Melina

Schreibe einen Kommentar