Bericht von Maria aus Posadas

Freiwilligendienst im im Mädchenheim "Santa Teresita del Niño Jesus"

Hallo! Mein Name ist Maria, ich bin 24 Jahre alt und habe dieses Jahr vom 1. März bis 31.Mai einen Freiwilligendienst im Mädchenheim Santa Teresita del Niño Jesus in Posadas gemacht. Es war eine aufregende Zeit, die mir immer in Erinnerung bleiben wird. Gerne teile ich einige meiner Erfahrungen und Erlebnisse mit euch J

Als ich (und wenige Tage später auch Maike) im Kinderheim ankam, waren in Argentinien noch Sommerferien. Es war also niemand im Heim, denn an Wochenenden, Feier- und Ferientagen sind die Mädchen bei ihren Familien. So hatten wir eine Woche um in Ruhe anzukommen, uns etwas einzugewöhnen und Posadas kennenzulernen. Das Heim liegt sehr zentral in Posadas, sodass man schnell überall hinkommt. Wir waren oft in kleinen Cafés, einkaufen oder sind an der schönen Costanera spazieren gegangen. 

Kaum hatten wir uns etwas eingelebt, ging der Trubel endlich los. Die Kinder kamen aus den Ferien in das Kinderheim zurück! Viele von ihnen leben schon seit Jahren dort, und kennen die Abläufe und Regeln genau. Einige sind dieses Jahr erst neu dazu gestoßen und mussten sich genau wie wir erst einmal an alles gewöhnen. Die Mädchen sind sehr herzlich und hilfsbereit. Sie waren genauso neugierig auf uns „Fremde“, wie wir auf sie.

In den ersten Tagen und Wochen war es allerdings sehr schwer für mich meinen Platz im Heim zu finden. Es war nicht klar welche Aufgaben wir übernehmen könnten und gefühlt standen wir viel herum, ohne zu wissen, was wir eigentlich tun sollten. Das legte sich, als wir mit unseren Projekten anfingen. Wir hatten einen richtigen Stundenplan geschrieben, damit die Kinder wussten, wann wir welche Aktivität anbieten würden. Das war gar nicht so leicht, denn die Mädchen haben schon einen sehr vollen Zeitplan. Neben Schule, Nachhilfe, Sportunterricht, Kunstkurs und Taekwondo haben die Kinder regelmäßig Termine bei einer Zahnärztin, einer Psychologin, sowie einer Kinderärztin. Außerdem kommt der Friseur wöchentlich zu Besuch. Wir haben vormittags unsere Projekte wie Stricken, Armbänder knoten, Osterbasteln, Deutsch- und Englischunterricht angeboten und nach dem Mittagessen ruhigere Aktivitäten gemacht, wie z.B. Mandalas malen oder puzzeln. Beides war sehr beliebt bei Groß und Klein. Wir haben viel gespielt und gelacht.

Natürlich gab es auch traurige Momente. Viele der Kinder haben schlimmste Gewalt und Verwahrlosung erlebt, einen Elternteil verloren oder andere Schicksalsschläge erfahren. Daher ist es gut, dass die Mädchen all die oben genannten Hilfen bekommen. In den Projekten waren die Kinder immer sehr eifrig bei der Sache, gespannt auf alles Neue und im Deutsch- und Englischunterricht besonders wissbegierig. Schwer war es, den unterschiedlichen Altersgruppen und Entwicklungsständen gerecht zu werden. Puzzle waren für die älteren Mädchen bald langweilig (die Kleinen liebten es!) und umgekehrt waren die Kindergartenkids noch zu klein um bspw. wie die Ältesten stricken zu lernen. In unseren Deutsch- und Englischeinheiten stießen wir auf das Problem, dass einige der Mädchen sich schon in ihrer eigenen Sprache schwertun und große Probleme in Rechtschreibung und Grammatik haben. Fremdsprachen zu lernen gestaltete sich dementsprechend problematisch. Dennoch haben wir uns und auch die Kinder sich nicht entmutigen lassen und machten das Beste daraus.

An den Wochenenden hatten wir frei und haben neue Orte in und um Posadas entdeckt. Außerdem hatte ich eine Woche Urlaub in der ich reisen konnte. Argentinien ist ein wunderschönes Land mit einer spannenden Kultur und Geschichte. Leider aber auch sehr gespalten. Grade im Norden leben sehr viele arme Menschen, die teilweise in Wellblechhütten leben und weder fließend Wasser noch Strom haben. Daneben gibt es dann das andere Extrem: sehr, sehr reiche Argentinier mit großen Villen, teuren Autos etc. Man merkt, dass die Schere zwischen Arm und Reich deutlich weiter auseinandergeht als in Deutschland. Seit meinem Freiwilligendienst weiß ich vieles was wir hier bei uns für selbstverständlich halten noch mehr zu schätzen.

Ich hoffe ihr konntet einen kleinen Eindruck von meinem dreimonatigen Abenteuer in Südamerika gewinnen.

Liebe Grüße,

Maria

Eckdaten

Ort:Posadas / Provinz Misiones 
Jahr:2019
Dauer:3 Monate
Freiwillige:Maria